Roberto Saviano[1], geboren 1979 in Neapel, studierte Philosophie in Neapel und ist seit 2002 als Journalist und Schriftsteller tätig. 2006 erschien sein halbdokumentarischer Roman Gomorrha[2], in dem er die Verflechtungen des organisierten Verbrechens, der Camorra, mit Wirtschaft und Politik offenlegte und auch Täter namentlich nannte.
Aufgrund der Morddrohungen seitens verschiedener Mafia-Clans lebt Roberto Saviano seit 2006 versteckt und kann sich nur mit Personenschutz bewegen. Als sein Leben 2008 durch ein geplantes Autobombenattentat erneut bedroht wurde, appellierten die Nobelpreisträger Günter Grass, Dario Fo, Michail Gorbatschow, Orhan Pamuk, Rita Levi-Montalcini und Desmond Tutu in der La Repubblica an den italienischen Staat, ihn besser zu schützen. Für seinen Roman wie auch für dessen Verfilmung wurde Saviano mit mehreren Preisen ausgezeichnet, darunter der Premio Viareggio, der Europäische Filmpreis und der Olof-Palme-Preis.
Das Erstlingswerk endet mit einem trotzigen Zitat aus Papillon: „Ihr verfluchten Dreckskerle, ich lebe noch!“ Sein Leben als Versteckter bezeichnet der Schriftsteller inzwischen als große Herausforderung; zuweilen zweifle er daran, das richtige getan zu haben, denn ein ’normales‘ Leben bleibe ihm verwehrt:
„Ich will leben. Ich will eine Wohnung haben. Ich will mich verlieben, irgendwo ein Bier trinken gehen, mir ein Buch in einer Buchhandlung aussuchen. Ich will spazieren gehen, mich in die Sonne legen, durch den Regen laufen und meine Mutter treffen, ohne dabei Angst zu haben oder sie zu erschrecken.“[3]
Neben seinen Zeitungsartikeln und Büchern[4] sind soziale Netzwerke das wichtigste Kommunikationsmedium für den noch immer an wechselnden Orten versteckt lebenden Autor. Via @robertosaviano und Facebook nimmt er an Debatten teil und kommentiert das politische Geschehen. In Italien ist er eine gewichtige politisch-moralische Stimme, seine Teilnahme an Fernsehsendungen von Fabio Fazio auf Rai Tre und La7 führen zu höchsten Einschaltquoten. Seine Popularität nutzt Saviano neben der Kritik am global vernetzten organisierten Verbrechen auch dazu, auf nationale wie internationale Missstände hinzuweisen – beispielsweise die Ausbeutung illegal im Land Lebender bei der Tomatenernte oder die chinesischen Straflager Laogai.
[1] Roberto Savianos italienische Website: https://www.robertosaviano.com.
[2] Gomorra: Viaggio Nell’impero Economico E Nel Sogno Di Dominio Della Camorra, Mailand 2006; deutsch: Gomorrah, München 2007. Der Roman ist in 31 Sprachen und in 43 Ländern erschienen.
[3] SZ, 17. Mai 2010: https://www.sueddeutsche.de/panorama/camorra-gegner-saviano-er-kann-mich-mal-der-erfolg-1.525282.
[4] Erschienen sind inzwischen auf deutsch auch folgende Titel: Das Gegenteil von Tod, München 2009; Die Schönheit und die Hölle – Texte 2004–2009, Berlin 2010, Der Kampf geht weiter: Widerstand gegen Mafia und Korruption, München 2012; Zero Zero Zero. Wie Kokain die Welt beherrscht, München 2014.