Martin Gumpert

Martin Gumpert (1897–1955) war Schriftsteller und Dermatologe und von 1928–1933 Leiter des Städtischen Ambulatoriums für Geschlechtskrankheiten in Berlin Wedding. Seit 1923 war er mit der Ärztin Charlotte Gumpert, geb. Blaschko (1898–1933) verheiratet. Gemeinsam hatten sie eine Tochter namens Nina (geb. 1927). Gumperts Schwiegermutter Johanna Blaschko, geb. Littauer (1872–1942) emigrierte 1939 nach Großbritannien.[1]

Gumpert selbst flüchtete im Sommer 1936 in die USA, Nina hielt sich zu diesem Zeitpunkt mit ihrer Großmutter Johanna Blaschko in Bozen auf. Seiner bereits 1933 nach Palästina ausgewanderten Schwester Minnie Reinhardt schrieb er am 31. Juli 1936 aus dem Einwandererlager Mount Soy einen Brief über die Schwierigkeiten des Geldtransfers in die USA.[2] Seine Goldstücke hatte er aufgrund des „Gesetzes gegen den Verrat an der Deutschen Volkswirtschaft“ vom 12. Juni 1933 bei der Reichsbank abgeben müssen. Der Bitte seiner Schwester Minnie, ihr Gold nach Palästina mitbringen zu lassen, erteilte Gumpert eine deutliche Absage: „Ich selbst bin mit M. 10,- ausgewandert und lebe von geborgtem Geld. […] Das Gold jemandem mitzugeben, war und ist unmöglich. Die Verantwortung könnt Ihr niemandem zumuten. Ihr habt anscheinend keine Ahnung, was es heißt, dafür sein Leben zu riskieren.“

Sorgen machte sich Gumpert um seine neunjährige Tochter Nina, deren Übersiedlung er nach seiner Rückkehr aus dem Einwandererlager betreiben wolle. „Ich halte die Lage in Europa für äusserst beunruhigend und werde erst ruhiger sein, wenn ich Nina bei mir habe.“

Im Herbst 1936 eröffnete Gumpert eine dermatologische Praxis in New York, 1939 veröffentlichte er in Stockholm seine Autobiographie Hölle im Paradies.1942 erhielt Gumpert die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebte bis zu seinem Tod in den USA.[3] Seine Tochter Nina Gumpert Parris ist als Fotografin und Museumskuratorin tätig.

[1] DOK. 37. Charlotte Gumpert informiert Minnie Steinhardt in Palästina am 26. April 1933 über die politische Lage in Deutschland und die Situation der Emigranten, in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd.1: Deutsches Reich, 1933–1937, München 2008, S. 143–146.
[2] DOK. 242. Martin Gumpert beschreibt seiner Schwester in Palästina am 31. Juli 1936 die Probleme des Geld- und Besitztransfers bei der Emigration in die USA, in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945, Bd.1: Deutsches Reich, 1933–1937, München 2008, S. 592 f. Alle Zitate ebd.
[3] Michler, Markwart, „Gumpert, Martin“ in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 306 f. [Onlinefassung]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/ppn118543571.html.

Historikerin, forscht u. a. zu Nationalismus und zur Dekolonisierung Afrikas

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