Der jüdische SPD-Politiker Siegfried Höxter (1906–1957)[1] stammte aus Jesberg bei Fritzlar. Nach Mathematikstudien in Gießen und Genf nahm er 1926 in Frankfurt ein Studium der Mathematik, Philosophie und Naturwissenschaften auf und trat in die SPD ein. An der Universität war er Vorsitzender des sozialistischen Studentenbundes sowie für den Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold aktiv und arbeitete eng mit Carlo Mierendorff zusammen.
Immer wieder setzte sich Höxter, der als begabter Redner galt, in seinen Reden gegen die NSDAP ein – dies auch nach dem 30. Januar 1933. Nach den Wahlen im März 1933 lebte Höxter versteckt, im August wurde er zur Fahndung ausgeschrieben. Daraufhin floh er über Aachen nach Belgien und ins Saargebiet, 1935 ging er nach der Saarabstimmung nach Frankreich.
An seinen Bruder Manfred und seinen Vater Jakob Höxter – ihnen war die Flucht nach Brasilien gelungen – schrieb er 1939 über die Aussicht, selbst auch dorthin zu emigrieren: „Außerdem erhebt sich für mich doch die bange Frage: Was soll ich bei Euch machen? Von der portugiesischen Sprache verstehe ich so viel wie vom Harfenspiel, kann also dort nicht, wie ich es hier tue, vom Mathematikunterricht leben.“[2]
Nach Kriegsbeginn war Höxter zunächst acht Monate lang in der Bretagne interniert und dann an den Universitäten von Montpellier und Lyon tätig. 1941 reiste er mit dem „Höllenschiff“ genannten Auswandererschiff Navemar nach New York. Seit seinem Eintritt in die US-Army war er in London an der Planung des D-Day beteiligt. Nach dem Krieg war er für den Geheimdienst tätig und mit Kontakten zwischen sozialdemokratischen Politikern und der Militärregierung beauftragt. Bis zu seinem Tod im Jahr 1957 arbeitet er in Wiesbaden, Pforzheim und Berlin weiter für den Geheimdienst.
[1] Monica Kingreen: Siegfried Höxter – ein kämpferischer Sozialdemokrat, in: Renate Knigge-Tesche/Axel Ulrich (Hrsg.): Verfolgung und Widerstand in Hessen, Frankfurt 1996, S. 138–151. Alle Angaben zu Höxter entstammen diesem Artikel.
[2] Brief von Siegfried Höxter am 17. Mai 1939 aus Paris, zitiert nach ebd., S. 146.
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