Der in Siegen geborene Dirigent Fritz Busch (1890–1951) studierte zunächst bei dem Dirigenten und Komponisten Fritz Steinbach in Köln, bevor er mit nur 19 Jahren Kapellmeister in Riga wurde. Nach weiteren kurzen Stationen in Bad Pyrmont und Gotha war er von 1912 bis 1918 Musikdirektor in Aachen. In den Weimarer Jahren stieg er zu einem der führenden deutschen Dirigenten auf und wirkte zunächst bis 1922 als Generalmusikdirektor beim Staatsorchester Stuttgart und dann bis 1933 an der Semperoper in Dresden.
In Dresden hatte sich Busch, dessen Bruder Adolf Busch als entschlossener Gegner der Nationalsozialisten bekannt war, zunächst vor allem wegen seines Widerstands gegen eine Kürzung des Kulturbudgets den Unmut lokaler Nationalsozialisten zugezogen, die daraufhin seine vertraglich festgelegten Privilegien zu einer Hetzkampagne nutzten. Zudem wurde ihm vorgeworfen, jüdische Freunde und Künstler zu bevorzugen. Am 7. März 1933 kam es zum Eklat, als bei einer Ensembleprobe SA-Leute ins Theater eindrangen und Busch für untragbar und daher abgesetzt erklärten. Kurzzeitig hoffte Busch, der weiterhin von Hermann Göring geschätzt wurde, noch auf ein Engagement in Berlin, bevor er ein mit deutscher Hilfe entwickeltes Angebot aus Buenos Aires annahm. Die Hoffnung auf eine Rückkehr nach dem Engagement zerschlug sich, und Busch nahm verschiedene Angebote aus Europa und Südamerika war, bevor er in Kopenhagen eine zweite Heimat fand.[1]
Aus dieser wurde er 1940 erneut vertrieben, als das Deutsche Reich Dänemark besetzte. Busch, der sich beim deutschen Einmarsch gerade in Stockholm aufhielt, glaubte sich auch hier nicht lange sicher und flüchtete nach Argentinien, hielt sich aber für Gastauftritt auch häufig in New York auf. Seine europäische Heimat vermisste er: „Ihr und alle unsere Freunde könnt überzeugt sein, daß wir nichts lieber täten (und alle Abenteuer und Strapazen noch einmal auf uns nehmen würden), als zu Euch zurückzukehren, so großartig dieser Erdteil auch ist.“[2] Dennoch kehrte er auch nach Kriegsende nicht gleich nach Deutschland zurück, sondern trat 1945 in New York die Stelle als künstlerischer Leiter der Metropolitan Opera an. Erst 1951, kurz vor seinem Tod, trat er erstmals wieder in Deutschland auf.
[1] Vgl. Michael H. Kater, Die mißbrauchte Muse. Musiker im Dritten Reich, München 2000, S. 235–238; Fred K. Prieberg, Musik im NS-Staat, Köln 2000, S. 41 f.
[2] Zitiert nach Grete Busch, Fritz Busch. Dirigent, Frankfurt am Main 1970, S. 198.